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Behandlung von Diabetikern

Parodontitis (Zahnbetterkrankung) stellt eine chronische bakterielle Belastung dar, die den Diabetes mellitus kompliziert. Die Gesunderhaltung des Parodonts ist eine wichtige Maßnahme bei der Behandlung des Diabetes.

Diabetes mellitus ist eine Volkskrankheit mit epidemischen Ausmaßen. Alleine schon in Europa sind 32,2 Millionen der 20- bis 79-jährigen Menschen daran erkrankt. Bis 2025 wird sich diese Zahl voraussichtlich verdoppeln. In der österreichischen Bevölkerung haben etwa 400.000 diagnostizierten Diabetes, die Dunkelziffer ist vermutlich sehr hoch.

Was ist Diabetes mellitus?

Diabetes mellitus ist eine chronische Stoffwechselkrankheit. Bei Diabetikern liegt aufgrund eines Insulinmangels eine Störung der Glucoseverwertung in der Zelle vor. Dadurch steigt der Blutzucker über den Normalwert an. Es kommt zur Hyperglykämie. Gleichzeitig wird Glucose vermehrt im Harn ausgeschieden, ein Symptom, das man als Glucosurie bezeichnet. Dadurch hat der Harn einen süßlichen Geruch. äDieses Symptom hat der Krankheit ihren Namen gegeben, denn Diabetes mellitus heißt übersetzt „mit Honig versüßter Durchfluss“.

Der erhöhte Harnzucker bindet viel Wasser im Harn. Es kommt daher zu erhöhter Harnbildung, häufigem Harndrang und vermehrter Wasserausscheidung, was zu stärkerem Durstgefühl führt und erhöhte Flüssigkeitsaufnahme notwendig macht. Weitere Symptome sind Gewichtsverlust, Juckreiz, häufige Hautfurunkel, Wundheilungsstörungen, Infektionsanfälligkeit, Mattigkeit, Wadenkrämpfe und Sehstörungen.

Diabetes und Parodontitis

Die Beziehung zwischen den zwei Krankheiten ist wechselseitig. Durch die oralen Entzündungsprozesse kommt es zu einer Verschlechterung der diabetischen Stoffwechsellage, die wiederum zum Fortschreiten der Parodontitis führt.

Diabetes verstärkt Parodontitis

Eine große Anzahl von Studien berichtet, dass parodontale Erkrankungen bei Diabetikern häufiger und in schwereren Formen vorkommen als in nach Alter und Geschlecht entsprechenden Kontrollgruppen. Im Gegensatz zu den klassischen Komplikationen wie Retinopathie, Nephropathie, Angiopathie und neuropathischen Störungen ist die Parodontitis als eigenständige Komplikation bei Diabetes mellitus aber noch weitgehend unbeachtet. Dabei ist die diabetische Parodontitis überaus häufig und bewirkt neben den lokalen Symptomen an den Geweben des Zahnhalteapparates auch systemische Folgen, die für den Verlauf der Grundkrankheit von Bedeutung sind.

Parodontitis verstärkt Diabetes

  • Stoffwechselprodukte von parodontalen Bakterien gelangen über das undichte Taschenepithel permanent in den Organismus und können eine chronische Insulinresistenz hervorrufen, die die Hyperglykämie verstärkt.
  • Das Auftreten diabetesbedingter Folgeerkrankungen korreliert mit dem Vorhandensein von parodontalen Entzündungen.
  • Diabetiker mit schwerer Parodontitis haben deutlich häufiger Diabetes-Komplikationen als solche, die nur Gingivitis haben.

Diabetes und Karies

Eine Reduktion der Speichelfließrate (z. B. bei schlechter Einstellung des Diabetes mellitus) führt zur Mundtrockenheit (Xerostomie). Diese erhöht das Kariesrisiko. Eine gute Fluoridprophylaxe sollte daher zu Hause vom Patienten und in der Zahnarztpraxis durchgeführt werden.

Diabetes und Zahnprothesen

Xerostomie führt auch zu einer reduzierten Zahnprothesen-Haltefunktion. Diabetische Prothesenträger bedürfen einer intensiveren Kontrolle durch den Zahnarzt, da die Abdeckung von Schleimhautarealen durch den Zahnersatz die Entstehung von Pilzerkrankungen begünstigt. Spätestens einmal jährlich ist eine Untersuchung auf Parodontopathien erforderlich.

Recall-Intervall

Gut eingestellte Diabetiker haben prognostisch ähnlich gute Aussichten auf eine erfolgreiche Parodontaltherapie wie Nicht-Diabetiker. Da aber auch bei gut eingestelltem Diabetes eine zwar nur leichte, dafür aber permanente Tendenz zu progressiver parodontaler Zerstörung besteht, sollten die Recall-Intervalle kurzfristig sein (2–3 Monate).

Maßnahmen bei Mundtrockenheit

Wie schon beschrieben, kann es bei schlecht eingestellter Blutzuckerrgulierung zu Mundtrockenheit (Xerostomie) kommen. Im Allgemeinen lässt sich diese Situation durch das Kauen von zuckerfreiem Kaugummi oder rohen Karotten beherrschen. In extremen Fällen kann pharmazeutisch hergestellter künstlicher Speichel verschrieben werden.